Was, wenn es in der Diabetestherapie kein „Gemeinsam“ mehr gibt?

Kinder Jugendliche Diabetes Typ 1 langzeitreha internat

Während eines interessanten Gespräches mit einer Diabetesberaterin kamen wir auf das Thema Pubertät und die Schwierigkeiten in der Eltern-Kind-Beziehung vor allem in Bezug auf den Diabetes. Sie erzählte mir von einem besonders schwierigen Fall in dem sie verzweifelt nach einer Lösung suchte.

Ein Junge (17) ließ sich im Umgang mit seiner Krankheit gehen, ignorierte sie regelrecht und setzte so sein Leben aufs Spiel. Die Eltern waren verzweifelt und suchten dringend Rat. Auch der Arzt kam nicht an ihn ran und eine erzwungene stationäre Aufnahme brachte nur kurzfristig eine Besserung.

Ich erzählte ihr von einen „Diabetes Internat“, dass ich mir in Rahmen eines Schulungswochenende mit dem Diabetiker Bund Bayern angeschaut hatte.

Das CJD Berchtesgaden, ist ein Asthmazentrum, das u.a. auch Therapie-Plätze für Kinder und Jugendliche mit Diabetes Typ1 anbietet. Diese können dort eine medizinisch-schulische Rehabilitation machen. Diese sog. Langzeitrehabilitation dauert zwischen einigen Wochen und einem Jahr. Die Kosten tragen in der Regel die Jugendämter des Wohnortes der Patienten.
Solche Langzeitrehabilitationen können in manchen Fällen sehr hilfreich sein. Es gibt verschiedene Gründe diese in Anspruch zu nehmen.

Gründe für eine Langzeitrehabilitation*

  • familiäres Umfeld ist mit der Diabetestherapie überfordert
  • unzureichendes Management der Erkrankung und daraus resultierende Bedrohung
  • häufige Ausfälle durch Krankheit und ständige Krankenhausaufenthalte
  • negative Auswirkungen für schulische und berufliche Entwicklung
  • keine oder geringe Krankheitsakzeptanz durch den Jugendlichen
  • manipulierendes Verhalten im Zusammenhang mit der Erkrankung
  • psychosoziale Symptome (depressive Entwicklungen, Ängste, Verleugnung, Verdrängung, aggressives und autoaggressives Verhalten u.a.)
  • Überforderungssituation durch psychosoziale Belastungen unabhängig vom Diabetes

(*Quelle: www.jugenddiabetes.de)

Während unseres Besuches in Berchtesgaden, erzählte mir ein Mädchen von ihrem schwierigen Verhältnis zu ihren Eltern. Als Trotzreaktion gegenüber ihren Eltern kümmerte sie sich nicht um ihre Krankheit. Eine weitere erzählte von ihrer  alleinerziehenden Mutter, welche selbst schwer erkrankt ist und ihr mit dem Diabetesmanagement nicht mehr helfen konnte. Beide Mädchen fühlten sich wohl in der Einrichtung und sie verbesserten ihre persönliche Einstellung zur Krankheit Diabetes Typ 1.

In ihren Wohngruppen werden sie von Diabetesberatern, Krankenschwestern und Erziehern unterstützt. Sie haben regelmäßige ärztliche Kontrollen und im Bedarfsfall Psychologische Beratung. Es finden regelmäßige Diabetesschulungen statt und es stehen Ernährungsberater und Sporttherapeuten zur Verfügung.

Die Zuhilfenahme einer derartigen Einrichtung kann für beide Seiten (Kinder und Eltern) einen Erfolg und Verbesserung der familiären und schulischen Situation bringen. Informieren kann man sich bei den jeweiligen Einrichtungen direkt, die meisten bieten auch Probewochen an. Ob das die Lösung bei pubertären Problemen ist muss jede Familie für sich selber entscheiden.

Dass es helfen kann, zeigen die Worte von Leonie:

……mit 13 hab ich Diabetes Typ 1 bekommen, schlechtes Alter, alles ignoriert und den Diabetes links liegen lassen ….. Therapien, Schulungen, Zwang …. Gefahr für die eigene Gesundheit … dann raus aus meine Umfeld, Endstation Internat ….. nicht immer einfach … Aber es war schön zu sehen, dass man nicht alleine mit dem Diabetes ist. Dass es so viele junge Menschen damit gibt und man kommt sich selbst dann wieder ganz normal vor. Heute geht es meinem Diabetes gut und ich halte regelmäßig Vorträge zu meinem Leben mit Diabetes Typ 1, schaffe alle Gerüchte und Irrglauben aus der Welt. Das Internat hat mir geholfen, den Diabetes nicht als Feind, sondern viel mehr als Begleiter fürs Leben zu sehen.

Diese Sätze und das Beispiel von Leonie machen betroffenen Eltern Mut. Wenn ihr keinen Ausweg mehr seht, scheut euch nicht diesen Weg mit Eurem Kind zu gehen. Ich denke es wird sich lohnen diese Option in Angriff zu nehmen.


Hier findet ihr eine Liste mit Einrichtungen für Kinder und Jugendliche mit der Möglichkeit zur Langzeitrehabilitation:

Zentrum für jugendliche Diabetiker
58511 Lüdenscheid, Tel. 0 23 51 / 9 89 10, www.jugenddiabetes.de/luedenscheid

CJD Berchtesgaden
83471 Berchtesgaden, Tel. 0 86 52 / 6 00 00, www.cjd-berchtesgaden.de

Jugendhaus „Am Nicolausholz“
06628 Bad Kösen, Tel. 03 44 63 /4 34 30, www.jugendhaus-diabetes.de

Kinder- und Jugendhaus „An der Glockengießerei“
99510 Apolda, Tel. 0 36 44 / 5 02 00, www.jugenddiabetes.de/apolda

Auch wenn man sich einfach nur aus schulischen Gründen für ein Internat entscheidet, gibt es Einrichtungen die auf Kinder und Jugendliche mit Diabetes vorbereitet sind.

Internate die für Kinder mit Diabetes eingerichtet sind:

Internat Weierhof , 67295 Bolanden, Tel. 06352/40050, www.weierhof.de

Nordsee Internat, 25826 St.Peter-Ording, Tel. 04863/47110, www.nordsee-internat.de

 

Quellenangaben :

www.diabetes-ratgeber.net , www.cjd-berchtesgaden.de, www.jugenddiabetes.de

Mandy

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Eine Antwort

  1. […] So wie bei Jasmin vor einigen Jahren. Jasmin ist jetzt 20 und bekam im Alter von 13 Jahre (05/2008) die Diagnose Diabetes Typ 1.  Ihre Ess-Störung kam schleichend und eher etwas unbewusst. Jasmin erzählt mir, dass sie vor der Diagnose ziemlich viel gewogen hat, so an die 90 Kilos. Vor ihre Manifestation hat sie dann knapp 15 Kilo abgenommen, einfach so. Doch während der Einstellung im Krankenhaus hat sie diese Kilos schnell wieder zugenommen. “Das hat mich zu diesem Zeitpunkt, mit 13 Jahren, nicht wirklich gestört,” so Jasmin. Eine ganze Weile lief alles Bestens. Die Blutzuckereinstellung war in Ordnung, der Hb1Ac-Wert lag im “grünen” Bereich, doch dann kam diese “Null-Bock auf Diabetes Phase”. (Hilfe bei Null-Bock-Phasen) […]

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