Klassenfahrt mit Diabetes Typ 1 – eine Fahrt „ins Blaue?!“

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Gastbeitrag von Sandra. B. mit Julian 11 Jahre, Diagnose seit 2009

Nun war es soweit, das letzte Schuljahr hatte für meinen Sohn begonnen. Die Lehrerin beschloss, die Abschlussfahrt zu Beginn zu unternehmen damit der Zusammenhalt noch ein wenig gestärkt wird.

An für sich eine tolle Sache, aber wer kümmert sich um Julian? Die Erfahrung zeigte leider, das ihm nicht wirklich viel geholfen wurde und er auf sich alleine gestellt ist im Schulalltag. Da bekommt man das ja noch recht gut gemanagt, aber Klassenfahrt?

Wir überlegten hin und her wie wir es anstellen sollen. Urlaub bekamen weder mein Mann noch ich, einen Sozialdienst lehnte mein Sohn vehement ab, was ich auch gut verstehen kann.

Wir erfuhren, dass es im Haus reine Selbstverpflegung geben wird. Ist das nun positiv oder negativ? Wir versuchten den ersten Punkt zu nehmen, fanden heraus, soweit es geplant war, was es zu essen geben soll.

Es wurde fleißig eingekauft, alles Portionsweise eingepackt und beschriftet. Leider nicht wirklich umweltschonend wenn man alles in kleinen abgepackten Einheiten kauft oder in Plastik verpackt aber das war unsere einzige Chance.

Julian hatte also Kekse, Cornflakes zum Frühstück, Marmelade und alles was man sonst noch so auf Klassenfahrt benötigt extra verpackt und beschriftet dabei. Wie das für 4 Tage aussah kann man sich denken Ein Plan wurde geschrieben: Jeder Tag, jede Mahlzeit einzeln aufgeführt mit Gramm Zahl und BE Angabe und der Hoffnung, das mal jemand drauf schaut! Listen über die normalen Sachen wie Brot, Nudeln, Reis, Kartoffeln und Co wurde erstellt, mit der Waage eingepackt.

Ich hatte einen riesen Kloß im Bauch, das konnte doch nicht wirklich gut gehen. Nun werden einige sagen, ruf doch an. Erstens ging das leider nicht, sie waren im Wald, hatten fast keinen Empfang und ich wollte meinem Sohn nicht einengen, er sollte in dem Moment genau so wie seine Klassenkameraden sein soweit dies möglich ist.

Erster Punkt Verpflegung abgehakt. Ah da war ja noch was: Katheterwechsel! Alleine? Mein Sohn traute sich nicht, kann ich verstehen. Per Telefon, leider ja nicht möglich. Also nach Arbeit hingefahren. Wollte er zwar auch nicht aber anders sahen wir keine Möglichkeit. Augen zu, rein ins Haus, Kind gesucht, schnell Katheter neu gemacht, über alles andere hinweg gesehen und schnell wieder raus. Es bekam fast keiner mit das ich da war und dafür ist Julian mir auch sehr dankbar gewesen.

Nach 4 tagen kam er nun endlich wieder nach Hause, die Wiedersehensfreude ist groß und man ist voller Sorge ob alles gut ging. Vor allem dann, wenn man sieht, das viele Portionen nicht gegessen wurde, auf die Frage was es gab dann kam: XYZ hatte ABC dabei und man nur die Hände über dem Kopf zusammenschlägt.

„Ich habe das einfach mal geraten Mama!“ Vor dem essen messen? Wurde leider die meiste Zeit vergessen und er auch nicht dran erinnert. Von den Werten in den Tagen sprechen wir mal lieber nicht Aber er hatte Spaß und das war das wichtigste für uns!

Die Kontrolle im KH kurz darauf schockte die Ärztin ein wenig als sie die Werte sah! Julian ganz stolz: „Ich war alleine auf Klassenfahrt“ und die Ärztin lächelte und fragte einfach nur: „Na hat es Spaß gemacht“ Diese tage wurden dann gestrichen und ich bin ihr sehr dankbar!

Einige werden nun sagen das man das hätte anders regeln und organisieren können / müssen. Aber bei uns steht im Vordergrund das Julian sich wohl fühlt und Spaß hat wie alle anderen Kinder in dem Moment auch!

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Eine Antwort

  1. Ingeborg Justen sagt:

    So schön geschrieben und er macht das mittlerweile schon so toll alleine. Ich finde es toll, das die beiden Ihren Julian so selbstverantwortlich und selbstständig erziehen.
    Liebe Grüße
    Ingeborg

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