
„Machen Sie doch mal eine Kur mit Ihrem Kind.“
So, oder so ähnlich lauten die Sätze des betreuenden Diabetesteams, des Kinderarztes oder einfach von Bekannten. Doch mit der Bezeichnung Kur alleine, können viele Eltern nicht wirklich was anfangen. Mir ging es da auch nicht anders? Ich wollte gerne eine Kur machen, doch was wird da genau angeboten? Wie läuft eine Kur ab? Wo kann ich eine Kur beantragen? Fragen über Fragen, die zeigen, dass es hier oft noch sehr viel Erklärungsbedarf gibt.
Kur ist nicht gleich Kur oder gar eine Reha
Wenn man sich näher mit dem Thema Kur und mögliche Angebote beschäftigt merkt man schnell, dass es da doch große Unterschiede gibt. Als Mutter eines Kindes mit Typ1 Diabetes stehe ich vor der Wahl: Mutter-Kind-Kur oder eine spezielle Kinderreha mit mir als Begleitperson. Beides sind zwei ganz unterschiedliche Therapieansätze und unterscheiden sich deshalb erheblich voneinander.
Ich muss mir also im Vorfeld die Frage stellen, was möchte ich mit dieser Kur erreichen? Möchte ich, gemeinsam mit meinem Kind, neue Kräfte tanken und zur Ruhe kommen? Oder möchte ich, dass mein Kind im Vordergrund steht? Soll es mehr über die Krankheit lernen und selbstständiger im Umgang mit ihr werden? Möchte ich andere Diabetes-Eltern treffen und für meinem Kind den Kontakt zu anderen Diabetes Kids ermöglichen? Je nachdem wie die Antwort auf diese Fragen lautet, entscheide ich mich für eine Mutter-Kind-Kur oder eine Diabetesreha fürs Kind.
Ich habe in den vergangenen Jahren beide Kur-Varianten erleben dürfen und dabei meine eigenen ganz privaten Erfahrungen gesammelt, die für mich nicht immer so positiv waren. Nachstehend möchte ich Euch einen kleinen Einblick geben:
Unsere Diabetes-Kinder-Reha auf Sylt
Schon kurz nach der Diagnose Diabetes Typ 1 bei unserer Tochter haben wir gemeinsam mit unseren Kinderdiabetologen eine Kinderreha bei der Rentenversicherung beantragt. Da unsere Tochter damals erst 5 Jahre alt war, war es selbstverständlich, dass ich sie bei der Reha begleitete. Von der Antragstellung bis zur Genehmigung vergingen gerade mal drei Wochen und bereits im Mau/Juni des darauffolgenden Jahres konnten wir unsere Kinderreha auf Sylt antreten. Gerade mal ein halbes Jahr nach der Diagnose, hat diese Maßnahme unserer Tochter, aber auch mir sehr gutgetan. Leonie hat in den einzelnen Schulungseinheiten und Kursen wie Schwimmen, Sport, etc. sehr viel über ihre Erkrankung gelernt. Aber, und dass ist wohl mit der wichtigste Aspekt: Sie hat diese vier Wochen täglich erlebt, dass sie nicht alleine ist mir ihrer Krankheit. Das es viele andere Kinder gibt, denen es genauso geht wie ihr auch. Durch gemeinsames Blutzuckermessen, Essen berechnen, bolen, etc. erlebten die Kinder in diesen Wochen ein starkes Gemeinschaftsgefühlt. Was unheimlich hilfreich ist, die Krankheit als solches zu akzeptieren. Aber auch wir Eltern hatten immer wieder Schulungseinheiten, jedoch standen diese nicht im Mittelpunkt und wir Eltern waren eher dazu da unsere Kinder von A nach B zu begleiten und während der Reha zu beaufsichtigen. Doch ich muss sagen, mir hat diese Reha sehr gutgetan. Vor allem das gemeinsame Beisammensein und der tägliche Austausch mit anderen betroffenen Müttern war einfach unbezahlbar. Diese vier Wochen vergingen wie im Flug und wir fuhren gestärkt wieder nach Hause. [Der ganze Bericht über unsere Kinderreha auf Sylt …]
Ein paar Infos zur Kinder-Rehabilitation⇒ Das Kind und die Diabetestherapie stehen im Mittelpunkt |
Unsere Mutter-Kind-Kur an der Ostsee
Nachdem bei uns der Alltag mit Haushalt, Diabetes und Beruf häufig recht stressig ist, habe ich mich vor ein paar Jahren eine Mutter-Kind-Kur bei meiner Krankenkasse beantragt. Die Zusage habe ich nach ein paar Wochen dann auch erhalten. Ich freute mich sehr, denn ich war wirklich erholungsreif. Doch mit der Zusage in der Hand begann erstmal die Schwierigkeit eine Kurklinik zu finden, die kein Problem mit der Betreuung eines Diabeteskindes hat. Die Suche kann sich mitunter schwierig gestalten, da einige Kliniken Kinder mit Diabetes ablehnen, weil ihnen die Verantwortung für das Kind in den Betreuungszeiten einfach zu hoch ist. Also müssen wir häufig nehmen was wir bekommen und dass muss für einen selbst nicht immer die beste Wahl sein. So war es dann leider auch bei uns. Mir wurde gleich zu Beginn der Kur, im ersten Arztgespräch, mitgeteilt, dass der Diabetes zwar kein Problem ist, ich aber auch überhaupt keine ärztliche Unterstützung diesbezüglich von der Klinik erhalte, obwohl Diabetologen vor Ort waren. Schließlich ist das eine Mutter-Kind-Kur und da dreht sich alles um die Mutter, dass Kind ist da nur Beiwerk. Ich hatte in den drei Wochen Kur viele therapeutische Anwendungen, wie Sport, Strandspaziergang (ich war an der Ostsee), Entspannungsübungen, etc. In dieser Zeit wurde mein Kind von den Erziehern der Klinik betreut.
In der Freizeit habe ich viel mit meiner Tochter am Strand unternommen. Es hätte alles so schön sein könne, hätte sich nicht der Diabetes gegen diese Kur gesträubt und mir so viele Probleme gemacht. Die Blutzuckerwerte spielten aufgrund der Klimaveränderung verrückt. Jede Nacht klingelte 2x der Wecker, da auch hier keine Nacht wie die andere verlief und ich war wirklich mit jedem Tag müder und kaputter wie zuvor. Zuhause teilte ich mir alles mit meinem Mann, hier auf der Kur, war ich mit meinem Kind völlig auf mich alleine gestellt. Ich war sehr froh, als die drei Wochen dann endlich rum waren und wir wieder nach Hause fahren konnten. Die erhoffte Erholung habe ich in diesen drei Wochen nicht bekommen. [Der ganze Bericht über unsere Mutter-Kind-Kur an der Ostsee …]
Und obwohl unsere letzte Mutter-Kind-Kur nicht so toll für uns gelaufen ist, bin ich dennoch am überlegen, ob ich nicht mal wieder eine beantragen soll. Meine Tochter ist nun fast 12 und mittlerweile sehr selbstständig im Umgang mit ihrer Erkrankung, so dass ich mir hier keine großen Sorgen mehr machen muss und sicherlich schnell eine gute Klinik finden werde. Der Antrag liegt bereits hier, mal sehen wie ich mich in den nächsten Wochen entscheide.
Ein paar Infos zur Mutter-Kind-Kur⇒ Mutter steht im Mittelpunkt, Kind wird nur während der Therapiemaßnahmen der Mutter vom Personal betreut |