
Timo war gerade mal 3 Jahre alt, als wir die Diagnose Diabetes Typ 1 bekommen haben. Die ersten Tage und Wochen waren sehr schwer für uns. So dass ich bereits kurze Zeit nach der Diagnose das Bedürfnis hatte, eine Kinder-Reha in Anspruch zu nehmen. Ich wollte den Austausch mit anderen betroffenen Müttern und Timo sollte sehen dass er nicht alleine ist mit seiner Krankheit.
Ich bekam recht schnell eine Zusage von der Rentenversicherung und mir wurde die Reha-Klinik mitgeteilt. Es ging ins Allgäu in die Fachklinik Prinzregent Luitpold nach Scheidegg. Die Klinik liegt ziemlich abgelegen in einer wunderschönen Gegend, so dass ich sehr froh war, mit dem Auto angereist zu sein.
Bereits beim ersten Gespräch wurde mir aber klar, dass meine Entscheidung eine Reha mit Timo zu machen, wohl nicht die Richtige war. Außer uns gab es nur noch eine Patientin mit Diabetes Typ 1, alle Restlichen waren mit unterschiedlichsten Krankheitsbildern angereist. Und mein erstes Gefühl sollte mich nicht täuschen.
Nur Schulungen für mich, aber nichts für mein Kind
Meine Schulungen und Termine für mich als Begleitperson bezogen sich sehr wenig auf den Diabetes. Ich hatte so viele psychologische Gespräche, dass ich am Schluss schon gar nicht mehr wusste worüber ich mit der Psychologin noch sprechen sollte. Mit der Familienproblematik und Diabetes Typ 1 bei Kleinkindern hatte sie leider auch nur sehr wenig Ahnung. Und überhaupt war die Klinik damals noch nicht wirklich für Kinder mit Diabetes zu empfehlen. Im Kinderland waren sie vollkommen mit Timo und seinem Diabetes Management überfordert. Dass er so kurz nach der Diagnose und mit 3 Jahren noch sehr viel Aufmerksamkeit gebraucht hat, das haben sie irgendwie nicht richtig verstanden. Auch musste ich Timo zu jeder Aktivität begleiten. Nicht aber, weil er so jung war, nein, weil sich keiner in der Klinik richtig mit der Krankheit auskannte. Richtige Schulungen hatte Timo noch nicht, dazu war er einfach noch zu klein. Er hätte ja noch gar nicht verstanden, um was es sich handelt. Die ganze Situation ging natürlich auch an Timo nicht spurlos vorbei. Er wollte nicht mehr in die Betreuung, er wollte eigentlich nur noch bei mir sein.
Ein Magen-Darm-Infekt erschwerte zusätzlich die Kinder-Reha
In der Mitte der Reha erkrankten wir dann auch noch an einem Magen-Darm-Infekt, der uns für ein paar Tage an unser Zimmer fesselte. Und von diesem Zeitpunkt an, verweigerte Timo den Speisesaal und wollte dort nicht mehr essen. Ich habe also die restlichen Tage mit meinem Kind immer auf dem Zimmer oder auswärts gegessen. Was ich mir als hilf- und lehrreiche Wochen vorgestellt habe, entpuppte sich als Reinfall. Ich war mehr gestresst und durcheinander als vorher. Und andere Mütter und Kinder mit Diabetes Typ 1 haben wir in dieser Zeit leider gar nicht kennengelernt.
Ich möchte aber keinen Vorwurf an die Klinik machen. Mittlerweile hört man sehr viel Gutes über die Klinik im Bereich Diabetes. Im Nachhinein würde ich sagen, wir waren zur falschen Zeit, am falschen Ort. Die Klinik bot erst seit ein paar Monaten überhaupt Kurse für Diabetiker Kinder an und kannte sich deshalb noch nicht wirklich in diesem Thema aus. Und mit gerade mal 3 Jahren war Timo einfach noch viel zu jung, um einen Nutzen aus der Maßnahme ziehen zu können. Ganz entschieden habe ich das gemerkt, als wir im letzten Jahr unsere 2. Reha gemacht haben. Diesmal waren wir in Gaißach bei Bad Tölz und rundum zufrieden.
- Unser Diabetes kommt in die Pubertät– Happy 12 Diaversary - 15/10/2022
- Diagnose Diabetes Typ 1 – schon 10 Jahre her - 15/10/2020
- Das CGM „Dexcom G6“ für Timo - 14/05/2020