8 Jahre Kinderleben mit Diabetes Typ 1 – Ein Resümee

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Gastbeitrag von Manuela B. mit Kevin 9 Jahre, Diagnose Okt. 2006

Ein neuer Gast namens Diabetes Typ 1 zieht ein

In meinem Leben, habe ich bis zur Geburt unseres Sohnes eigentlich nichts außergewöhnliches geleistet und eigentlich ist das Kinderkriegen genaugenommen auch keine Sache, für den man einen Orden an die Brust geheftet bekommt. Kinder zu bekommen ist Segen und Fluch zugleich. In den ersten Sekunden fühlt man sich von Gott gesegnet und danach hin und wieder vom Teufel besessen. Meine Kindheit habe ich übrigens im Sozialismus zugebracht. Sie war trotz allem schön und dank meiner Eltern weitestgehend unbeschwert. Nach dem Mauerfall, habe ich meine Koffer gepackt und bin ins kommunistische Ausland abgewandert. Nach 20 Jahren bin ich zu einer Schwäbin 2. Klasse mutiert. Hier im Ländle werde ich immer eine Reingeschmeckte (zugezogen, nicht von hier) bleiben, doch ich fühle mich zu Hause und angekommen.  Nun kommt es im Leben doch manchmal anders als man denkt und nach 12 Monaten unbeschwertem Elternglück, trat der Diabetes mit einem lauten Knall in unser Leben. Die Explosion zerstörte unser altes Leben. Sie erschütterte uns in unserem Glauben, unsere Hoffnung und Zuversicht! Warum wir? Warum unser Kind? Wir hatten doch ein gesundes Kind bekommen und nun sagten die Ärzte, dass unser Kind nie wieder gesund werden würde. Er würde nur Leben können, wenn wir ihm Insulin geben und dauerhaft überleben, wenn wir dies und das beachten. Ich glaube, noch nie in meinem Leben habe ich mich so verlassen gefühlt, wie in den ersten Wochen und Monaten. Inzwischen sind sieben Jahre vergangen, in denen viel, sehr viel passiert ist! Der Diabetes hat es uns nicht immer leicht gemacht, doch mit der Zeit lernt man die Dinge auf seine Art zu regeln. Noch immer bezeichne ich Kevin´s Diabetes gerne als Mitbewohner, weil er mir selbst nach der langen Zeit, wie ein eigenständiges Wesen erscheint. Er bleibt oft unberechenbar und man darf ihn nie ganz aus den Augen verlieren. Er möchte beachtet und gepflegt werden. Nicht immer darf man auf eine dankbare Gegenleistung hoffen. Er ist eben so wie ein Mitbewohner ist, man kann ihn nicht verändern oder verbiegen, sondern muss ihn so annehmen, wie er eingezogen ist!

Herausforderung Diabetes Typ 1

Die größte Herausforderung, meines Erachtens, liegt nicht darin den Diabetes im Griff zu bekommen, sondern mit ihm zurechtzukommen! Die richtigen Worte, im richtigen Moment zu finden. Das Kind genau dann aufzufangen, wenn es fällt. Wut und Trauer darüber nicht wegzureden, sondern sie zuzulassen. Keiner sagt, dass das einfach war, ist oder sein wird! Die Akzeptanz des Diabetes verhält sich wie ein Gummiband, welches durch innere und äußere Faktoren, vor und zurückschwingt.
Wie in den meisten Erziehungsangelegenheiten ist es oft besser auf sein Bauchgefühl zu hören, als auf das Anraten von x, y! Keiner kennt unsere Kinder besser als wir selbst! Wenn ich auf alles gehört hätte, was mir von anderen, auch sogenannten Fachärzten, angeraten wurde, hätte unser Sohn mit vier Jahren Ritalin bekommen, statt einer guten Kinderpsychologin, die sich mit traumatisierten Kindern auskannte. Die Thrombose im Oberarm wäre ihm, hätte ich länger darüber nachdenken können, erspart geblieben. Doch so kurz vor der Entbindung, war ich wohl zu abgelenkt, um das Für und Wider abzuwägen.
Wie anfangs angeführt, stellt der Diabetes für uns als Familie keine Belastung mehr dar. Das mag die Umwelt vielleicht anders sehen, doch das ist nicht unser, sondern deren Problem! Und ich bin sehr zuversichtlich, dass es mit dieser Grundeinstellung auch unseren Sohn gelingen wird, in die Pubertät zu starten!

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Eine Antwort

  1. Monika sagt:

    Du sprichst mir aus der seele ich empfinde die Krankeit genauso! Meine Tochter ist mit 5 erkrankt

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