
In der warmen Jahreszeit, mit kurzen Klamotten sieht man Timos Insulinpumpe am Körper . Er trägt sie in einem Bauchgurt unter dem T-Shirt. Letztens bei einen Besuch in einem Indoor-Spielplatz muss beim Toben das T-Shirt von ihm verrutscht sein so dass der Katheter und seine Insulinpumpe sichtbar waren.
Und dann kam von einem Kind die Frage: „Was hast Du da?“
Immer wollen alle wissen was ich da habe, beschwert er sich bei mir. Von solchen Fragen fühlt er sich gestört. Sie sind ihm regelrecht unangenehm. Ich erklärte ihn das wenn man kein Bezug zu Diabetes hat dies nicht wissen kann. Fragen dazu werden noch oft kommen. Eine Insulinpumpe ist nunmal ein sichtbares Gerät das nicht jeder kennt. Vor allen Kinder können solche Dinge meist gar nicht wissen. Ich wollte von Timo wissen was darauf antwortet.
Ach Mama, ich sage, ich bin zuckerkrank und brauche das weil sonst „Gute Nacht“!
Da musste ich kurz schlucken, Du sagst nicht Diabetes? und warum Gute Nacht?
Seine Erklärung, ach Diabetes verstehen die nicht und ohne Pumpe sterbe ich !
Da steht mein kleiner, großer 7 jähriger vor mir und spricht dies mit einer Selbstverständlichkeit die mich irritierte. In diesem Moment wusste ich nicht wie ich damit umzugehen habe .Was sollte ich dazu sagen ? Bis jetzt habe ich immer gedacht ihm ist die Tragweite seiner Krankheit gar nicht bewusst. Timo bekam die Diagnose Diabetes Typ1 mit 3 einviertel Jahren. Er kann sich an seine Vor-Diabeteszeit fast nicht mehr erinnern und wir sind bemüht „kein Drama“ daraus zu machen. Er weiß das es gewisse „Spielregeln“ zu beachten gibt aber wir haben nie dazu gesagt dann passiert Dir das und das. Wir versuchen ihn einen verantwortungsvollen Umgang und Selbstständigkeit beizubringen.
Seine Aussage „Gute Nacht“ schockt mich am meisten. Sie verunsicherte mich regelrecht. Mir war bis jetzt nicht bewusst das er sich solche Gedanken um seine Krankheit macht. Natürlich kamen im Laufe der Zeit Fragen zu Diabetes. Am Anfang noch, wann geht das wieder weg?, warum hab ich das? und man versucht es kindgerecht zu erklären. In seinem Alter ist er ja auch ohne Mama unterwegs und da haben wir ihn beigebracht ab welchen Wert er Traubenzucker oder Saft braucht. Sollte er bemerken das es ihm nicht gut geht und er kann in dieser Situation nicht messen darf er einfach Traubenzucker zu sich nehmen. Also warnen wir ihn vor Unterzuckerungen. Auf die Situation ohne Insulin haben wir ihn noch nie aufmerksam gemacht. Das es eine Zeit ohne Insulin geht weiß er durch Besuche im Freibad und Schwimmbad. Das ihm bewusst ist, wenn seine Insulinpumpe ausfällt oder er kein Insulin mehr hat, sterben könnte (im aller dramatischsten Fall natürlich nur) auf den Gedanken wär ich nie gekommen. Man unterschätzt wohl was Kinder alles realisieren oder irgendwo aufschnappen.
Mir zeigt es ihm doch mehr zuzutrauen, obwohl das auch eine Gradwanderung ist, zuzutrauen ohne zu überfordern. Ich hoffe ich finde da immer den richtigen Weg.
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Eine Antwort
Ich glaube seine Aussage „weil sonst “Gute Nacht” könnte ich auch bei Erwachsenen in Anwendung bringen. Auch die würden dann verstehen was gemeint ist. Zudem bleiben dann sicher auch weitere Fragen und falsche Behauptungen weg.