
Gastbeitrag von Marion mit Tochter Lara 13 Jahre
Unsere Lara hat mit 9 Jahren Diabetes Typ1 bekommen. Und am Anfang haben wir mit Pen gespritzt. Wir sind damit gut zurechtgekommen, aber mit 11 Jahren äußerte Lara den Wunsch nach einer Insulinpumpe. Bei unseren regelmäßigen Besuchen in unserer Selbsthilfegruppe haben wir uns mit den anderen Eltern über deren Erfahrungen mit einer Insulinpumpe gesprochen. Was unseren und Laras Wunsch nach einer Insulinpumpe nur noch mehr bestärkt hat. Auch unser Diabetologe unterstützte uns dabei und beriet uns ausführlich über die einzelnen Modelle. Die Entscheidung war rasch gefallen und wir entschieden uns damals für die Accu Chek Combo.
Gemeinsam mit unserem Diabetologen haben wir also unseren Antrag bei unserer Krankenkasse eingereicht. Wir haben uns beim Beantragen gar keine großen Gedanken gemacht, dass die Insulinpumpe nicht genehmigt werden würde. Für uns ist diese Pumpe ein medizinisches Gerät, das den Umgang mit der Erkrankung für unsere Tochter erleichtern und verbessern soll. Wir hätten nie mit solchen Problemen gerechnet.
Insulinpumpe nur auf Probe
Wie überrascht waren wir, als der erste Brief von der Krankenkasse kam, und zusätzlich zu den eingereichten Tagebüchern ein zusätzliches Gutachten forderte. Ein Gespräch mit unserem Diabetologen zeigte dann schon, dass dies wohl eine gängige Praxis der Krankenkassen sei. Unser Diabetologe hat uns für Lara ein Gutachten über die Notwendigkeit einer Insulinpumpe geschrieben und wir bekamen die Genehmigung für eine Insulinpumpe auf Probe. Auch das wohl so üblich. Da wir uns nicht vorstellen konnten, dass die Krankenkasse uns die Insulinpumpe nach der Probezeit nicht auf Dauer genehmigen sollte, haben wir uns darüber gefreut, dass es dann doch noch so gut geklappt hat.
Lara kam sehr gut mir ihrer Insulinpumpe zurecht. Wir gewöhnten uns schnell an die Handhabung und genossen ein Stück mehr Flexibilität im Umgang mit dem Diabetes. Bereits nach den ersten Wochen verschwendeten wir keinen Gedanken mehr an die Probezeit. Doch dann sollte alles nochmal ganz anders kommen.
Als wir nach ca. drei Monaten wieder unsere Rezepte für Verbrauchsmaterial einreichten vielen wir aus allen Wolken. Wir bekamen keine weiteren Verbrauchsmaterialien (wie Katheter, Ampullen, etc.) mehr geliefert, weil die Probezeit der Pumpe abgelaufen ist und die Krankenkasse keine endgültige Genehmigung erteilt hat.
Wir konnten erstmal gar keinen klaren Gedanken fassen. Was, wenn uns die Krankenkasse die Insulinpumpe nicht genehmigen und wieder wegnehmen würde? Wie würden wir das unserer Tochter erklären? Die gerade gewonnene Freiheit wieder abgeben? Für Lara undenkbar. Sie liebte ihrer Insulinpumpe.
Probezeit verlängert
Mit Hilfe unseres Diabetologen und unfreundlichen Worten meinerseits, haben wir dann eine telefonische Verlängerung der Probezeit von unserer Krankenkasse erhalten. Doch was ist, wenn auch diese Probezeit wieder mit keiner festen Genehmigung endet? So richtig freuen konnten wir uns nicht darüber. Allerdings waren wir jetzt darauf vorbereitet. Wir haben alle Tagebücher kopiert und konnten eine Verbesserung ihres Blutzuckerstoffwechsels nachweisen. Unser Arzt hat ein weiteres Gutachten erstellt und ich habe regelmäßig in der Dienststelle unserer Krankenkasse nachgefragt, damit diesmal auch ja alles gut geht.
Probezeit erneut verlängert
Auch diese Probezeit war irgendwann vorbei und anstatt einer endgültigen Genehmigung erhielten wir eine Verlängerung der Probezeit. Mittlerweile trug meine Tochter ihre Pumpe schon seit einem Jahr und wir hatten diese immer noch auf Probe. Wir konnten das Thema einfach nicht abschließen. Immer begleiteten uns die Gedanken: „Nehmen sie uns die Pumpe wieder weg? Werden wir sie je genehmigt bekommen?“ Eine emotional sehr aufreibende Zeit. Als es dann bei uns zuhause um Weihnachtswünsche ging und unsere Tochter sagte: „Mama, eigentlich wünsche ich mir nur dass die Pumpe mir gehört.“ wussten wir, dass es jetzt mal an der Zeit ist einen Abschluss unter die Sache zu machen. Die ganze Sache belastete nicht nur uns Eltern, sondern auch unsere Tochter. Die Krankenkasse sollte sich jetzt endlich mal entscheiden.
Ich machte mal wieder einen Termin bei unserem Ansprechpartner der Krankenkassen. Vorbereitet hatte ich mich genau. Sämtliche Tagebücher, Gutachten hatte ich dabei und einen festen Vorsatz: Ohne Genehmigung gebe ich keine Ruhe. Das erschreckendste an dem Gespräch war, dass hier Menschen über Sinn und Unsinn einer Therapieform entscheiden, die von der ganzen Materie keine Ahnung haben. Und auch gar keine Lust haben, sich mal richtig damit zu befassen.
Das Gespräch lief dann auch wie erwartet. Mit Ausflüchten und verweisen auf den Medizinischen Dienst. Ich habe dann um eine erneute Begutachtung gebeten und daran appelliert, wie es wohl für ein Kind wäre, wenn es seine Insulinpumpe wieder abgeben müssten, weil die Krankenkasse Geld sparen will. Wir redeten ja hier nicht von einem Spielzeug, sondern von einem medizinischen Gerät. Ich schloss meinen Apell mit den Worten, dass ich mir nun rechtlichen Bestand suchen und einen Anwalt konsultieren werden. Ich habe klargemacht, dass ich es auch auf ein Gerichtsverfahren ankommen lassen.
Genehmigung, nach fast 2 Jahren Probezeit
2 Wochen später kam dann die endgültige Genehmigung der Insulinpumpe per Post. Welches Argument für unseren Sachbearbeitet das ausschlaggebendste war, kann ich nicht sagen. Für uns war nur wichtig, dass das Bangen und die Angst ein Ende hat. Fast 2 Jahre hat sich die Krankenkasse Zeit gelassen. Und das in einem hochmodernen Land wie unseren, das die wirtschaftlichen und technischen Voraussetzungen hat seine/unsere Kinder bestmöglich zu versorgen.
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2 Antworten
Hallo,
uns erging es fast genauso, wir mussten über ein Jahr kämpfen, Gutachten einreichen, Kind trösten usw. Das allerbeste war allerdings, dass unsere Krankenkasse zweimal behauptet hat, sie hätten unseren Antrag und die erforderlichen Unterlagen nicht erhalten, obwohl ich den Rückschein vom Einschreiben immer erhalten habe. Einmal haben sie sogar separat das Tagebuch zurückgeschickt (mit internem Eingangsstempel der Kasse), das Schreiben dazu aber angeblich nicht erhalten. Lächerlich!!! Ein absolutes Armutszeugnis für unser Land!
Hallo,
ja, leider ist diese Geschichte kein Einzelfall. Traurig aber wahr, die meisten Eltern müssen für eine Insulinpumpe kämpfen. Das dürfte nicht sein, nicht in einem Land wie unserem. Doch leider zählt bei den KK nur volle Kassen, aber nicht der Mensch.