
Eigentlich wollte ich nur mal wieder eine Kartoffelsuppe kochen. Das hatten wir schon so lange nicht mehr und Leonie hat gestern von ihrer Freundin einen ganzen Sack Kartoffeln mitgebracht. Doch was eigentlich so einfach und schnell geht, kann auch schon mal eine kleine „Wissenschaft“ für sich werden.

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Ich koche meist nicht nach einem festen Rezept, sondern so irgendwie nach „Gefühl“. Nur hat das „Gefühl“ einen entscheidenden Nachteil. Ich weiß nicht wieviel Gramm ich von welcher Zutat verwende und wie viele Kohlenhydrate dann am Ende im fertigen Essen sind. Also heißt es für mich alles schön abwiegen und auf meinen „Schmierzettel“ notieren. So kann ich am Ende berechnen, wie viel Gramm Kartoffelsuppe eine KE sind.
Normalerweise mache ich es einfach so nebenher. Doch heute hat mich das Ganze an unsere Anfangszeit nach der Diagnose zurück erinnert. Ich musste die ganze Zeit an unseren „Probe-Tag“ zu Hause denken. Wir durften das Krankenhaus während der Einstellung am Wochenende verlassen, um einfach mal zu Hause auszutesten, wie wir mit allem zurechtkommen und wo wir noch offene Fragen haben. Und ehrlich gesagt, denke ich mit Grausen an diesen Tag und diese Nacht zurück. Ich war so extrem verunsichert, und habe mich einfach noch nicht wirklich in der Lage gesehen das Diabetes Management mit meiner Familie ohne Hilfe zu meistern.
Und an diesem Tag habe ich dann natürlich auch das erste Mal für uns alle wieder gekocht. Ich dacht mir so: Ach machen wir Schinkennudeln. Geht schnell und Nudeln haben wir bereits im Krankenhaus gelernt zu berechnen. Doch ich habe dabei vergessen, dass Schinkennudeln ja nicht nur aus Nudeln bestehen, sondern auch aus Schinken und Eier, etc. Also standen wir gleich vor dem Problem: Wie sollten wir das Essen richtig berechnen? Einfach Gewicht nehmen und durch den Nudelfaktor teilen und dann einfach etwas für den Schinken und die Eier abziehen? Oder ganz anders? Ich war wirklich total überfordert mit dieser einen kleinen Aufgabe. Wir hatten ja alle noch gar keine Erfahrung mit dem Ganzen. Wieder im Krankenhaus habe ich mir dann erstmal richtig erklären lassen, wie ich einzelne Rezepte berechnen kann.
Heute nach fast drei Jahren, ist so etwas wie „Routine“ eingekehrt, jedenfalls was das Berechnen der Mahlzeiten betrifft. Zu Hause wiegen wir zwar noch alles ab, aber wenn wir unterwegs sind, schätzen wir nur noch. Doch heute musste ich einfach daran denken, wie diese kleine Aufgabe für mich am Anfang so schwierig war.