Diese Süßigkeiten dürfen Sie nicht mit in den Saal nehmen

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Gastbeitrag von Valerie mit Tochter Helena, 6 Jahre, Typ1 Diabetikerin

Immer wieder erleben wir Eltern Situationen, die uns zeigen, dass es leider immer noch an Aufklärung über die Krankheit Diabetes Typ 1 in der Öffentlichkeit fehlt.

Helena (6 Jahre) hat letzten Freitag mal wieder genau so eine Situation mit Ihrer Großmutter erlebt. Es sollte ein schöner gemeinsamer Nachmittag im Kino werden, ganz ohne Mama. Mal was alleine erleben, dass kommt leider seit der Diagnose Diabetes Typ 1 nicht mehr so häufig vor. Die Kinokarten und das Popcorn wurden gekauft und bevor es in den Kinosaal ging, wurde nochmal schnell der Blutzucker kontrolliert. Dabei hat eine aufmerksame Mitarbeiterin wohl einen Blick in Helenas „Zuckertasche“ erhaschen können und neben Blutzuckermessgerät, Notfallnummer und Notfallspritze auch den kleinen Vorrat ein Traubenzucker und Schokobons entdeckt. „Diese Süßigkeiten dürfen sie nicht mit in den Saal nehmen!“ – so die Kinomitarbeiterin zu Helenas Großmutter. Alles erklären der Situation, dass es sich dabei um Notfallhelfer handelt, falls es zu einer Unterzuckerung kommt, halfen nichts. Die Mitarbeiterin verwehrte beiden den Zutritt in den Kinosaal. Regeln sind nun mal Regeln und diese müssen von allen eingehalten werden. Selbst mitgebrachte Süßigkeiten sind nun mal nicht gestattet. Erst nach dem die Oma den Geschäftsführer sprechen wollte, ging es dann doch. Durch dieses Hin und Her wegen ein paar Hypohelfer, wurde der Kinobesuch und der schöne Nachmittag leider sehr getrübt.

Nach dem Erlebten, haben sich Helenas Eltern nochmal per Email an den Kinobetreiber gewendet. Leider hatte auch dieser kein Verständnis für die Situation. Schließlich muss er an den Verkauf seiner Süßwaren an der eigenen Theke denken.
Hier ein Ausschnitt aus der Rückantwort:

Sicherlich hätte die Großmutter die paar Süßigkeiten ins Auto bringen und eine „überteuerte“ Gummibärchentüte an der Kinokasse kaufen können. Aber kann man den nicht auch ein wenig Einsicht oder Verständnis verlangen? Schließlich hat die Mitarbeiterin Helena ja auch beim Blutzuckermessen beobachtet. Und Traubenzucker ist für unsere Kinder nunmal keine Süßigkeit, sondern eine Art „Notfall-Medizin“.

Ich weiß, wir können nicht davon ausgehen, dass sich alle Mitmenschen mit der Krankheit Diabetes Typ 1 auskennen. Das verlange ich auch gar nicht. Aber ich wünsche mir in solchen Situationen einfach mehr Verständnis, mehr Entgegenkommen. Kann man Regeln nicht mal Regeln sein lassen, wenn es dafür einen guten Grund gibt?
Wir alle wären glücklich, wenn wir diese Dinge wie Notfallhelfer, Notfallspritze, Blutzuckermessgerät für unsere Kinder nicht benötigen müssten. Aber es ist nun mal leider so, und deshalb hoffe ich auf Verständnis in der Öffentlichkeit.

 

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5 Antworten

  1. Hallo Kathy,

    ich habe selber vor meiner Elternzeit als Theaterleiterin in einem Inhabergeführten Kino gearbeitet. Ich verstehe zwar die Kollegen die um ihre Concesion besorgt waren, verstehe aber auch Sie als Mutter. Rückwirkend kann man nichts ändern, aber mein persönlicher Vorschlag wäre: Rufen Sie vor einem Kinobesuch doch einmal dort an und fragen ob Ihre Tochter (ggf mit Vorlage eines kleinen Schriebs von Ihnen) dann doch mit ihren Notfallutensilien ins Kino kann, wenn sie das an der Kasse anmeldet und ihren Namen nennt (oder wenn die Begleitperson das macht). Es werden ja auch keine großen Mengen sein, die sie da mit sich trägt. Ich jedenfalls denke ich hätte es so, nach Absprache mit meinem Chef gelöst.

    • Kathy sagt:

      Hallo Katarina,
      vielen Dank für Deinen Kommentar. Uns und unserer Tochter ist es GsD noch nie passiert, dass wir wegen unseren „Notfall-Süßigkeiten“ Probleme bekommen haben. Ich werde Deinen Tipp aber gerne an die betreffende Mama weiterleiten und in unserer FB Gruppe posten. Ich denke für den einen oder anderen ist er sehr hilfreich. Es ist imemr schwierig, wenn wir Eltern und unsere Kinder in so eine Erklärungssituation kommen, egal ob im Kino, im Museum oder auch in der Schule.
      Liebe Grüße
      Kathy

  2. Immer noch besser als es einem Studenten in den USA erging, dem der Hausmeister im Wohnheim die Insulinspritze wegnahm, weil er das Insulin für Drogen hielt.

    Ein Problem ist auch, dass diese Jobs wie von der Kassiererin alles andere als sicher sind. Einmal gegen eine Vorschrift verstossen und sie kann Hartz IV machen. Leute in solchen Arbeitsverhältnissen haben viel zu viel Druck und Angst, um flexibel reagieren zu können – und an dem Schreiben vom Geschäftsführer sieht man, dass Verständnis von oben auch nicht vorhanden wäre. D.h. die Angst der Kassiererin wegen des Problems gekündigt zu werden wenn es publik wird, ist nicht unbegründet.

  3. Oh Mann, wie kleinlich! Da gehört das Personal aber besser geschult. Nur traurig dass solch Geschäftsführer wohl andere Prioritäten setzt!

  4. Tina sagt:

    Das Problem mit den Süßigkeiten, die man dort kaufen kann ist ja leider, dass sie nicht zum Standardrepertoire gehören. Hier werden lange Gummischlangen verkauft. Traubenzucker gibt es hier nicht. Diese schlangen sind doch als Notfallhelfer -und auch als Snack- völlig ungeeignet, oder weiß jemand, wie viele KE die haben? Wenn der Kinobetreiber seine Sachen verkaufen möchte, muss er ausführliche Informationen zu den Inhaltsstoffen und KE-Angaben aushängen. Das wird er sicherlich auch nicht wollen, bei den vielen E-Nummern, die er dann abdrucken müsste.
    Ich gehe häufig, wenn mich jemand blöd anmault, zur Theke hin und bestelle zwei Würfel Dektro. Die gibt es hier inzwischen nur noch in ausgewählten Supermärkten, in Kinos haben sie keine. Die können dir dann höchstens diese Miniplättchen bringen, die einem nicht helfen. Dann kläre ich auf, dass wir auf den Würfel angewiesen sind,…. und häufig wird uns dann erlaubt, unseren mitgebrachten TZ-Würfel mitzunehmen – sie flehen dich dann fast an, solche speziellen Dinge doch bitte selbst mitzubringen. Manchmal wollen sie mir dann Alternativen andrehen. Wenn ich dann frage, wieviele KE die haben, sind sie still. Das weiß ja kein Normalbürger – wenn doch, bezahle ich auch dafür, wenn es denn passt. Genauso mit Wasser. Meine Tochter trinkt nur Leitungswasser. Das verkaufen sie aber nirgends. Sie wollen ihr dann immer Orangensaft andrehen, was nun gar nicht geht, irgendwann darf sie ihre Flasche Leitungswasser mitnehmen. Wenn’s gar nicht geht, frage ich nach, wo denn der nächste Arzt ist oder ob sie nachfragen könnten, wer sich mit Notfallmedizin auskennt, falls was passiert. Wenn die mir blöd kommen, kann ich noch blöder. 😉
    Wir gehen aber selten ins Kino. Genau aus diesem Grund und weil zu Hause DVD gucken auch bei hohem BZ und häufigen Pipipausen geht.

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