
Vor ein paar Wochen haben wir eine sehr nette Email von Stephanie erhalten. Darin hat sie u.a. über die Diagnose Ihres Sohnes Lucas berichtet. Stephanie hat uns erlaubt, ihre Geschichte hier zu veröffentlichen. Vielen Dank.
Gastbeitrag von Stephanie Z. mit Sohn Lucas (Diagnose: 2012)
Ich wusste das mit unserem Sohn Lucas (damals 3 Jahre) etwas nicht stimmte. Er war nur noch müde, hatte extrem viel Durst (er hat sonst nie viel getrunken), nässte ständig ein und war einfach nicht mehr der fröhliche kleine Junge. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Irgendetwas stimmte einfach nicht. Also auf zum Kinderarzt, der wird sicher eine Erklärung dafür haben. Hatte er auch. Er hat uns mit der Erklärung „grippaler Infekt“ und einigen Säften und Tropfen wieder nach Hause geschickt. Ich war erstmal erleichtert, dass es nur ein grippaler Infekt ist.
Doch statt einer Besserung, wurde sein Zustand immer schlimmer. Lucas wurde von Tag zu Tag knatschiger und wirkte als hätte er keine Energie mehr. Auch das Einnässen und sein extremer Durst wurden einfach nicht weniger.
Auf der Suche nach Antworten, habe ich angefangen Dr. Google um Rat zu fragen. Ich habe die Anzeichen eingegeben und habe ziemlich schnell, ziemlich viele Internetseiten zum Thema Diabetes Typ1 bei Kindern gefunden. Je mehr Seiten ich zu diesem Thema gelesen habe, desto unruhiger wurde ich. Ich habe keine Ruhe gefunden und da es unserem Kleinen immer schlechter ging, bin ich erneut zum Kinderarzt gefahren. Diesmal mit meiner eigenen Diagnose im Hinterkopf. Doch alles was ich zu hören bekam, war der Satz: „Kinder bekommen noch kein Diabetes. Und so kleine erst recht nicht.“ Damit hat er mich, wie eine hysterische Mutter stehen lassen. Dass wir nicht mehr bei diesem Kinderarzt sind, versteht sich ja von selbst. Wieder zu Hause, konnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen. Da Lucas immer apathischer wurden, haben wir ihn dann gepackt und wir sind ins nächste Kinderkrankenhaus gefahren.
Zu unserem Glück haben die Ärzte dort unsere Vermutung Diabetes nicht als hysterisch abgetan und gleich die richtigen Untersuchungen angestellt. Der Blutzuckerwert zu diesem Zeitpunkt war bei 937 mg/dl. Es hat also nicht mehr viel gefehlt und unser kleiner Mann wäre ins Koma gefallen, so die Ärzte. Wir haben es gerade noch rechtzeitig ins Krankenhaus geschafft. Er bekam gleich alle wichtigen Infusionen und hatte sich nach drei Tagen wieder ganz gut erholt. Ich aber werde diese Tage im Krankenhaus und die Woche davor, wohl nie vergessen. Ich bin heute noch den Tränen nahe, wenn ich daran denke, wir hätten es nicht rechtzeitig ins Krankenhaus geschafft. Und nur weil es Kinderärzte gibt, die nicht richtig über die Krankheit Diabetes Typ 1 bei Kindern informiert sind.
Heute ist unser Lucas ein fröhlicher kleiner Junge, der langsam anfängt seine Insulinpumpe selbstständig (mit unserer Hilfe) zu bedienen. Er spielt leidenschaftlich gerne Fußball und freut sich schon auf den Herbst, wenn er endlich in die Schule gehen darf.
Ich möchte noch an alle Eltern appellieren. Lasst euch nicht wie wir als hysterisch abstempeln. Geht sofort in ein gutes Kinderkrankenhaus. Hört auf euer Bauchgefühl und nicht auf den Satz: „Kinder bekommen kein Diabetes“, denn dieser Satz stimmt einfach nicht.
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8 Antworten
Wir wurden beim Ärztlichen Bereitschaftsdienst in der SHG Klinik in Merzig weggeschickt mit der Aussage das man keine Kinder behandle. Ich solle doch nach Saarlouis in die Kinderambulanz fahren. Total entsetzt dort angekommen ging alles sehr schnell. Hanna 7 Jahre Diagnose Typ 1 BZ 720 , sofort auf Intensiv und dort nochmals entgleist auf 1002. Also kurz vor knapp und das alles weil solche Ars…… Ärzte Erste Hilfe einfach unterlassen. Absolut unverantwortlich jemanden einfach weiter zu schicken.
Wenn ich weiter darüber nachdenke, bekomme ich das kalte grauen. Gott sei Dank hatte sie sich nach 3 Tagen wieder halbwegs erholt und konnte von intensiv wieder runter.
Hallo,
es tut mir sehr leid, dass Ihr diese Odyssee bei der Diagnose Eurer Tochter erleben musstet. Schön zu lesen, dass Ihr alles ohne Komplikationen überstanden habt. Leider kennen immer noch viel zu wenig Kinderärzte die Krankheit Diabetes Typ 1 und dass zu einer Zeit in der immer mehr Kinder die Diagnose erhalten. Hier muss unbedingt mehr Aufklärung her. Ich wünsche Euch alles Gute für die Zukunft.
LG
Kathy
[…] Ach, habt ihr den schon auf dem Radar? Kinder bekommen keinen Diabetes […]
Meine Hebamme hat mir auch nicht geglaubt. Freu Dich, dass Dein Kind soviel trinkt. Jungs wachen morgens oft mit einer ausgelaufenen Windel auf ! Diabetes hat er nicht, aber bei der nächsten U kannst Du es ja mal untersuchen lassen, die nächste U Untersucheung wäre allerdings einen Monat zu spät gewesen 🙁
Der Arzt wollte ihn nicht unnötig mit BZ messen quälen !
Hallo Verena,
ich finde es wirklich unglaublich, wieviele Eltern eine ähnliche Geschichte wie Ihr oder unsere Gastautorin Stephanie erlebt haben.
Ich kann da nur drei Kreuzzeichen machen, dass unsere Kinderärztin sofort reagiert hat. Wir waren nicht mal 10 Minuten später im Krankenhaus.
Ich hoffe Eurem Kind geht es jetzt gut.
Grüße
Kathy
Wir haben’s damals auch selbst diagnostiziert. Ich war schon als hysterisch und übervorsichtig verschrieen, weil ich die Lungenentzündung wegen MRSA mit 1 Jahr schon vier Wochen vor der Ärztin diagnostiziert hatte. (Dem Kind geht es doch gut. Legen sie sie nachts einfach höher, dann kriegt sie auch wieder luft und läuft nicht immer blau an und dann schauen wir in zwei Wochen nochmal). Ich habe also, bevor ich zum Arzt bin, Tagebuch geführt darüber, wieviel mein Kind getrunken hat. 3l! Die Ärztin sagte, das läge an der Heizungsluft, wenn es anhielte, könnte man wohl nächste Woche mal Blut abnehmen, aber das würde man so kleinen Kindern nicht unnötiig antun. Wir hysterische Mütter bestehen dann aber auf den Bluttest und nehmen das schwere Trauma in Kauf (, das bislang – 8 Jahre und 1000den von Pieksern später- ausblieb) Sie hatte allerdings erst einen BZ von grob 500.
Das sind die Ärzte, die während ihrer Studienzeit lieber in Kneipen als in den Vorlesungen verbracht haben.
Skandalös! Wir haben den Diabetes auch selber gemerkt, dank Dr. Google.