
15.10.2010 – ein Tag, ein Datum, das wir nicht vergessen werden.
Der Tag der Diagnose Diabetes Typ 1.
Ich hatte mit Timo an diesem Tag einen Termin bei unserem Kinderarzt vereinbart. Wollte einfach mal nachschauen lassen oder wie so oft beruhigen lassen, das nichts ist. Das Timo gerade einen Entwicklungsschub oder vielleicht eine Blasenentzündung durchmacht. Für uns hat er in der letzten Zeit einfach zu viel gepieselt und war den ganzen Tag irgendwie knatschig. Das Timo Diabetes Typ 1 haben könnte, kam mir damals nicht in den Sinn. Bei der Untersuchung wurde dann im Urin unter anderem auch der Blutzucker getestet. Unserem Kinderarzt schellten bei unseren Schilderungen wohl gleich die Alarmglocken. Nachdem der Urinstick bei Blutzucker extrem angeschlagen hat, wurde Timo gleich Blut abgenommen, um den aktuellen Blutzuckerwert zu testen. Timos Wert lag bei 585, auch so eine Zahl, die in Erinnerung bleibt und die Worte „Ich überweise Sie jetzt in die Kinderklinik. Es besteht der Verdacht auf Diabetes Typ 1.“
Dieser Satz veränderte dann Timos und unser Leben von jetzt auf gleich. Ich kann gar nicht mehr sagen, was mir da genau durch den Kopf ging. Es war für mich nur noch wichtig, so schnell wie möglich in die Klinik zu kommen. Ich habe nur noch funktioniert. Ich bin nach Hause gefahren, habe uns eine Kliniktasche gepackt, dem Papa informiert und dann meine Freundin Bea angerufen, die gleich alles stehen und liegen ließ, um uns zu unterstützen. Sie hat uns dann in die Kinderklinik gefahren. Diese 35 Kilometer hätte ich in der Aufregung wohl auch nicht gefahrlos gemeistert. In der Klinik angekommen war ich erstmal total überfordert. Alles war für mich wie in einem schlechten Film. So viele neue Begriffe, Erklärungen und für mich Unbekanntes. Ich habe ein paar Stunden gebraucht, das alles zu realisieren und an dem Punkt anzukommen, so jetzt geht es um was. Das fordert dich jetzt zu 100 Prozent. Reiß dich zusammen. Richtig begreifen und akzeptieren wollte und konnte ich es zwar am Anfang nicht, aber ich konnte mich soweit fangen, dass ich irgendwie aufnahmefähig war, um zu lernen, was auf uns zu kommt.
Und heute? Nach 10 Jahren
Jetzt ist dieser Tag heute schon 10 Jahre her. In diesen 10 Jahren gabe es für uns einige Situationen zu meistern. Die Kindergartenzeit, die dank der engagierten Erzieherinnen ohne große Probleme lief. Die Grundschule, welche mit Unterstützung eines Pflegedienstes in den Pausen eigentlich auch ganz gut klappte. Aber auch im Alltag ein auf und ab der Blutzuckerwerte, Entgleisungen mit Krankenhausaufenthalt bei Krankheit, die erste Klassenfahrt ohne Begleitung und vieles mehr. All das hat uns über die Jahre im Umgang mit der Erkrankung stärker gemacht. Und Timo wurde zu einem selbstständigen Teenager, der auch Dank der neuen Technik, seine Blutzuckerwerte gerade richtig gut im Griff hat. Der verantwortungsbewusst mit seinem Diabetes umgeht. Klar gibt es immer mal wieder auch einen Anfall von pubertärer Diabetes-Demenz, aber im großen uns ganzen meistert er alles ganz Prima und wir sind unheimlich stolz auf ihn.
Und wenn ich heute zurückdenke, welche Ängste und Sorgen ich hatte, würde ich jetzt zu meinem vor 10 Jahren jüngeren ich sagen: „Mach dir keinen Kopf, das wird schon!“
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4 Antworten
Unsere Tochter wurde gerade 6 Jahre und seit einer Woche wissen wir die Diagnose Diabetis Typ 1. Bei uns ging es genau so wie du beschrieben hast. Da unsere Maus es wirklich nach dem ersten Tag schon alles zu lies, hilft es mir sehr!
Hi Mandy,
toller Artikel! Als Typ-1 Diabetikern kann ich deine Einschätzungen vollstens unterschreiben.
Obwohl diabetesgerechte Ernährung ja immer mit Typ-2 Diabetes in Verbindung gebracht wird, stand ich als Typ-1erin immer wieder vor Herausforderungen…
LG, Lisa
Der Text beruhigt gerade ungemein… Meine 8 Jahre alte Tochter hat ebenfalls Diabetes Typ 1. Wir wissen es seit nun 2 Wochen und es ist immer noch so surreal…
Super geschriebener und informativer Artikel :-). In diesen Blog werde ich mich noch richtig einlesen