
Der erste Kurzurlaub in diesem Jahr führte uns in den Pfingstferien nach Italien.
Italien ist für mich im Moment noch das Reiseziel, dass ich mir mit der Diabetes Typ 1 Erkrankung unserer Tochter zutraue. Wir können mit dem eigenen Auto anreisen. Das gibt mir ein Gefühl von Sicherheit, jederzeit den Urlaub abrechen zu können, sollte etwas mit unserer Tochter nicht stimmen.
Wie in jeder Familie herrscht auch bei uns ein geordnetes Chaos bei den Vorbereitungen. Was muss alles mit, was darf nicht vergessen werden. Neben all dem Alltagskram, muss bei uns noch ein besonderer kleiner Koffer gepackt werden. Die Diabetes-Utensilien müssen mit und zwar in doppelter Ausführung. Die Liste ist lang von Katheter, Insulin, Notfallspritze bis hin zu genügend Notfall Traubenzucker / Capri Sonne. (Was wir so alles mitnehmen, könnt Ihr auch im Beitrag Ausflug nachlesen.)
Alles in allem verbrachten wir ein paar schöne Tage, die von ein paar kleinen „Missgeschicken“ begleitet wurden.
Missgeschick Nummer 1 stellten wir direkt nach der Ankunft im Hotel fest. Wir haben die Waage zu Hause vergessen. Die Waage, auf die ich mich immer gerade bei unbekannten Lebensmitteln verlasse. Oh nein, wie viel wiegt wohl ein Brötchen beim Frühstück? Wie viel wiegt die Lasagne beim Mittagessen? Ohne unsere Waage mussten wir alles, was unsere Tochter gegessen hat, schätzen. Wir mussten uns auf unser Augenmaß und unsere Erfahrung verlassen, hat nicht immer perfekt funktioniert, aber von Tag zu Tag wurde es besser.
Missgeschick Nummer 2 ereilte uns am zweiten Urlaubstag. Es ist ja immer eine kleine Herausforderung das Insulin gut gekühlt an den Urlaubsort zu bringen. Wir nutzen hierzu eine kleine Frio-Tasche, einen Kühlpack und geben das ganze nochmal in eine kleine Kühltasche. So übersteht das Insulin auch eine 6 stündige Autofahrt. Im Hotel geben wir das Insulin gleich in den Kühlschrank. Doch leider war der Kühlschrank in der ersten Nacht nicht richtig verschlossen und das mitgebrachte Insulin wurde warm (hatte Zimmertemperatur). Mein Herz sank in die Hosentasche. Was ist, wenn das Insulin nun schlecht geworden ist und nicht mehr richtig wirkt? Und das gleich am zweiten Urlaubstag. Es stellte sich heraus, dass meine Befürchtungen nicht eingetroffen sind und das Insulin bei Zimmertemperatur noch die gleiche Wirkung hatte.
Es heißt zwar immer man soll dem Diabetes nicht zu viel Raum im Leben geben, aber manchmal ist es besser, sich dem Diabetes ein wenig anzupassen.
Nachdem wir aber im letzten Urlaub mit viel zu hohen Blutzuckerwerten kämpften, haben wir in diesem Jahr unsere Urlaubsgepflogenheiten etwas geändert, sozusagen diabetesfreundlicher gestaltet.
Beispielsweise haben wir unsere Hauptmahlzeit auf den Mittag verlegt. Somit waren Lasagne, Pizza und Co. kein Problem. Am Abend haben wir es uns mit einer kleinen Brotzeit auf dem Balkon gemütlich gemacht, danach gab es in der Stadt noch ein Eis und einen Spaziergang am Strand. Der Blutzucker hat es uns mit guten Werten gedankt. Natürlich gab es auch mal den ein oder anderen Ausreißer, aber zu 90% hatten wir dieses mal die Werte im „grünen Bereich“.
Mit einer kleinen Wasserratte als Tochter verbringt man seine Tage am Pool. Die Insulinpumpe war dabei die meiste Zeit abgekoppelt und wurde nur zur Mittagspause oder zum Essen wieder angelegt. Auch diesmal haben wir im Vergleich zum letzten Urlaub dazugelernt. Die Mess-Sachen kamen gemeinsam mit der Insulinpumpe in unsere kleine Kühltasche zusammen mit einem Kühlpack. Hat wunderbar funktioniert. Den Katheter haben wir jeden Abend gewechselt, so dass wir hier auch keine schlechten Werte zu beklagen hatten. Nur in der dritten Nacht, war er dann da, der Unterzucker und ging irgendwie nicht mehr richtig weg. Trotz vielen KE’s und einer Reduzierung der Basalrate auf 20%. Das war eine Nacht, gut das wir uns am nächsten Tag am Pool ausruhen konnten.
Am letzten Tag musste uns der Diabetes dann doch nochmal einen kleinen Streich spielen. Den Abend wollten wir mit einem gemütlichen Stadtbummel und natürlich einem großen Eis ausklingen lassen. Zu dem Eis kam es dann leider erstmal nicht mehr. Blutzucker 380 mg/dl, das hat gerade noch gefehlt. Korrekturbolus abgegeben und zurück ins Hotel. Alles erneuert. Und nach zwei Stunden hatten wir die Werte wieder im Griff. So, aber jetzt gab es ein Eis. Denn schließlich muss man einen Urlaub auch gebührend beenden.
All diese neuen Erfahrungen machen uns zuversichtlich für den nächsten Urlaub. Und dieser kommt bestimmt.