1 Jahr Dia – rock it with Muffins!

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GASTBEITRAG von Dina, Mama eines fast 4jährigen Dia Sohnes

Heute vor einem Jahr der Tag war wahrlich nicht schön. Das, was ich schon so lange ahnte und wegen dem ich teilweise belächelt wurde, wurde Realität und hat unser Leben mal wieder schlagartig auf den Kopf gestellt. Genau 1 Monat vor seinem 3. Geburtstag.

Reicht mein eigener-vorerst überstandener -Krebs nicht für ein ganzes Leben?

Ich erinnere mich an so viele Gespräche und Gedanken-das Bett war schon wieder nass-in der Kita gab es schon wieder nasse Hosen-Junge, wie viel Milch willst Du noch trinken? Leandro war mit 2 trocken – daher war dies alles mehr als seltsam.

„Ach, die trinken schonmal mehr, das ist normal“
„Spinn nicht rum“
„Willst Du ihn jetzt wegen sowas zum Arzt schleppen?“
Als uns der Arzt am 28. 02. bestätigte, dass alles gut sei wollte ich ihm glauben, bin aber skeptisch geblieben.
Warum bst Du plötzlich so wütend, kleiner Kerl?
Versteckt er sich jetzt tatsächlich im Bad und trinkt heimlich aus dem Zahnputzbecher??

„Jetzt ist aber mal Schluss!!!!“
An diese Worte, die noch einen Tag vorher gefallen sind muss ich ganz besonders denken als wir auf der Kinderstation des Klinikums zuschauen wie sie versuchen meinem schreienden Kind 2 Zugänge zu legen.

„Der kleine Mann ist so ausgetrocknet, wir haben wirklich Probleme. Dass er bei dem Zuckerwert noch so viel Energie hat wundert mich-andere hätten damit schon im Koma gelegen in dem Alter, Sie haben Glück aber es muss jetzt verdammt schnell gehen“ höre ich den Arzt sagen.

Ausgetrocknet???? Wie kann das sein?? Er hat über Wochen getrunken wie das berühmte Loch.
Unaufhaltsam. Am Ende hat er getrunken und gleichzeitig ging es in die Hose, weil die Blase die Wassermassen nicht halten konnte.
Und jetzt soll er ausgetrocknet sein?
Unbegreiflich.
Die Ärzte eilen geschwind hin und her. Niemand hat Zeit für ein kurzes Wort.
Man hört die Schwestern in den Raum werfen „Doktor, hohe Keto, wir müssen uns beeilen“
Niemand spricht aus was mein Sohn hat, denn es liegt einfach klar auf der Hand: Diabetes Typ 1.

Ein Versuch mit der Ärztin zu sprechen mit der Frage „Was passiert jetzt mit ihm, was machen Sie jetzt“ endet in „Jetzt braucht er einfach erstmal ganz schnell Insulin bevor er uns wegrutscht“ Punkt.

Als er nach gefühlten Stunden endlich an der Infusion hängt sitze ich neben meinem schluchzenden 2jährigen, der mich anschaut und einfach nur sagt „Mamiiii-ich habe sooo Hunger….“

Aber essen darf er nichts.
Mir hat niemand gesagt warum-mit dem Wissen von heute ist das natürlich mehr als einleuchtend.

Stunden später hat er Gurken bekommen.
Ich höre ihn noch kauend und schmatzend sagen „noch mehr, Mama, noch mehr!“

Da war er – unser erster Tag unsers neuen Lebens.

In den kommenden Tagen gab es viel zu lernen für uns.
Durch viele Gespräche mit einer Freundin aus Berlin haben wir uns für die richtige Insulinpumpe entschieden. Ich habe viel gelesen, bin in eine Facebook-Gruppe gegangen.
Schon in meiner Krebstherapie war ich der Meinung „nur ein gut informierter Patient ist ein guter Patient“
Der erste Kontakt zu einer Mama aus der Gruppe entstand, die mich ganz schnell davon überzeugt hat, dass das Diateam der Klinik einfach Unrecht hat mit der Aussage, dass der Glukosesensor viel zu groß für so kleine Mäuse ist und die Pumpe-die Medtronic 640G viel zu schwer.

2 Wochen später konnten wir die Klinik verlassen-auf uns allein gestellt. Es folgten schlaflose Nächte und viele Höhen und Tiefen.

Und nun sitzen wir hier und futtern Muffins und ich schreibe mir Dinge aus der Seele und eigentlich würde noch viel mehr sprudeln.

Auch ich durfte mir Dinge anhören wie
„Ach Diabetes, hatte meine Oma auch“
„Nimmt er denn Tabletten?
„Hat er denn so viel Süßes gegessen? Er ist doch erst 2“
„Das verwächst sich bestimmt“
zum Glück nur Diabetes, damit kann man ja sehr gut leben

Ja-kann man und dass es weitaus schlimmeres gibt darüber brauchen wir nicht reden.

Aber was dahinter steckt, wie viele Bemühungen, Arbeit, Einschränkungen, Energie und dass auch Diabetes durchaus tödlich ist und schlimme Spätfolgen haben kann eben wenn man sich nicht 24 Std dahinter klemmt, danach fragt niemand.
Und dass es uns nie möglich ist mal etwas als Paar zu unternehmen, weil jeder Angst vor der Technik hat macht die Sache nicht besser.

„Ach, Pumpe, naja die macht ja alles“……so einfach ist es leider nicht, auch wenn wir alle froh und dankbar sind wie weit die Therapie heute schon ist.

In diesem Sinne….ich glaube nicht, dass jemand bis hier hin liest-ich gönne mir später erstmal einen Sekt!!!
Denn den habe ich mir verdient.

Ich trinke auf all die tollen Mamas und Papas und auf unsere tollen Kinder, die den Diabetes rocken- ein LEBEN LANG!!!

Eure Dina

Gast Autor
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7 Antworten

  1. Dina sagt:

    @Swantje-Du sprichst mir da so sehr aus der Seele!
    Vielen Dank für eure Kommentare!

  2. Swantje sagt:

    Mich berührt gerade sehr, diese Kombi von eigener Krebs-Erkrankung und Diabetes-Erkrankung des Kindes bei anderen zu lesen… ich find auch, dass wir tagtäglich Bärenkräfte mobilisieren,um unseren Kinder ein schönstmögliches und gesundes Leben zu ermöglichen. Während wir nebenbei mit den psychischen und physischen Folge des Krebses kämpfen. Also, auch von mir ein Hoch auf dich, Dina:)! Und ein Hoch auf uns alle:)
    Liebe Grüße
    Swantje

  3. Nicole sagt:

    Super geschrieben!

    Und natürlich rocken wir das. Jeder seines. Wir haben damals so viele Diabetes-Kids auf der Onkologie kennengelernt. Der Kleinste war unter 2.

    Liebe Grüße
    Nicole mit Naya

  4. Dina sagt:

    😍😍 Ja das können wir ALLE☺☺

  5. Inge sagt:

    Danke für deine Worte!
    Eine Dia-Mama die fest daran glauben möchte, dass ihr Krebs nie wieder kommt

  6. Steffi sagt:

    Hallo Dina, Diagnose bei uns 12.02.2007 ein knappes Vierteljahr nach dem 3. Geburtstag meines Sohnes.

    Wir können stolz sein auf uns und vor allem auf unsere Kinder!

    Grüße von der Ostsee

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